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1349 - Judenpogrom
erste Zerstörung der Synagoge in Nürnberg

 

Otto von Freising berichtete als erster über die Anwesenheit von Juden in Nürnberg. Diese seien, wegen Verfolgungen im Rheinland 1146 hierher geflohen. Konrad III gewährte ihnen Schutz und wies ihnen das Siedlungsgebiet im sumpfigen Pegnitzgrund (heutigen Hauptmarkt) zu. Wegen Überschwemmungsgefahr wurden die Häuser auf Holzpfähle, die in den Boden getrieben wurden, gebaut.

Um 1240 hatte Nürnberg die größte süddeutsche jüdische Siedlung mit über 1000 Personen. Die sog. Rintfleisch-Verfolgung (1298), genannt nach einem Ritter namens Rintfleisch aus Röttingen an der Tauber, der verkündet hatte, dass er eine himmliche Botschaft erhalten habe, er sei zum Vernichter aller Juden ernannt worden. Grund für das Progrom war war ein Gerücht über eine Hostienschändung der Juden in der Stadt Röttignen. Diese Rintfleisch-Verfolgung forderte 628 Männer, Frauen und Kinder, die in Nürnberg ermordet wurden (darunter auch einer der wichtigsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters: Mordchai ben Hillel). Diese Progrome wurden möglich, da der Thronstreit Adolf von Nassau und Albrecht von Habsburg eine gewisse Rechtsunsicherheit hervorbrachte.

Der Gewinner dieses Thronstreits, König Albrecht von Habsburg bestrafte 1298 die Aufrührer und sorgte dafür, dass die jüdische Gemeinde erneut aufblühen konnte.

Die mittelalterliche Bevölkerung jedoch mochte Juden nicht besonders. Das hatte zwei Gründe:

  • Christen war es nach der Lehre der Kirchenväter verboten, Geld gegen Zinsen auszuleihen. Juden durften das und verlangten sehr hohe Zinsen und horteten Pfänder in ihren Häusern.
  • ein religiös bedingter Hass hatte sich aufgrund der Kreuzzüge gegen alle Nicht-Christen entwickelt.

Juden wurden durch Bestimmungen als "Fremdkörper" von der Stadt abgesondert. Man brauchte sie zwar im Geschäftsleben der Stadt als Beschaffer von Kapital, sie wurden jedoch von allen christlichen Lebensformen ferngehalten.
Die Juden durften sich am Karfreitag nicht auf der Straße zeigen, waren gehalten, spitze Hüte zu tragen und gelbe Ringe auf ihre Kleidung aufzunähen. Die Frauen mussten ihre Schleier mit einem blauen Rand umsäumen, die jüdischen Männer ihren Bart so kurz scheren, dass sie auf den ersten Blick von langbärtigen Christen zu unterscheiden waren.

Sie mussten an den ungesündesten Plätzen wohnen, nämlich dort, wo der Pegnitzsumpf normalen Hausbau verhinderte. So stand die Synagoge an der Stelle der heutigen Frauenkirche, umringt vom Getto, das teilweise auf Pfählen erbaut war.

Als man um beide Nürnberger Siedlungen mit einer Mauer umringte und zu einer Stadt zusammenfasste, standen die jüdische Siedlung und die Synagoge genau in der neuen Stadtmitte. Der Rat (als Gesandter Ulrich Stromer) der Stadt holte die schriftliche Genehmigung Kaisers Karls IV ein, dass das Getto abgebrochen werden durfte. Zwei große Marktplätze sollten an seiner Stelle errichtet werden und Unserer Lieben Frau zu Ehren an die Stelle der Synagoge eine Kirche erbaut werden.

Viele Juden hatten aus Sicherheitsgründen die Stadt bereits verlassen. Zunächst bemühte sich der Rat, Gewalttaten zu verhindern. Die zurückgelassenen wertvollen Pfänder wollte der Rat für sich behalten, um die Gelder aufzubringen, die man dem Kaiser für seine Genehmigung zahlen musste. Trotzdem zogen die noch Verbliebenen mit Sack und Pack aus. Die Volkswut war nicht mehr zu bremsen. Das Volk plünderte die Häuser und bildeten Spaliere und verhöhnten die verhassten Juden, die im langen Zug zum Tor hinauszogen. Im Ende wurde ein Volksgericht mit Lynchjustiz daraus. Ca. 500 von ihnen wurden entwaffnet, beraubt, gefesselt und zum heutigen Maxfeld (etwa wo heute der Stadtpark liegt) hinausgeschleppt. Dort trug man in aller Eile Holz für ein riesiges Feuer zusammen und verbrannte sie (1348-49). Lange noch hieß die Stelle Judenbühl.

Trotzdem ließen sich wieder Juden in Nürnberg nieder. Die heutige Judengasse erinnert an ihr neues Getto.

Vor dem Heilig Geist Spital wurde 1874 eine neue Synagoge im maurisch-byzantinischen Stil erbaut.

Nürnberger Synagoge 1874

1938 wurde sie durch die Nationalsozialisten niedergerissen. Dort steht heute nachfolgend abgebildetes Mahnmal:

Synagogendenkmal

1970 Stele (August Hofmann, Hochbauamt, Bildhauer Zink), 1988 Relief (Reinhard Heiber, Akad. d. bild. Künste).

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