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Bildung im Mittelalter
schon immer besonders gut in Nürnberg

 

Nürnberg im Mittelalter

 

Das erste deutsche Rechenbuch kommt aus Nürnberg (15. Jh.) und das erste Gymnasium Deutschlands wurde hier 1526 gegründet!

Das erste deutsche Rechenbuch

Im 15. Jahrhundert gab es in Deutschland nur die Klosterschule. Dort wurden die jungen Geistlichen (die oft die Rolle des Stadtschreibers innehatten) und später Kinder von Adligen unterrichtet. auf dem flachen Land brauchte man keine Schule, denn Bauern mussten nicht lesen können.

In den Städten war man aber seiner Zeit schon weit voraus. Ganz besonders in Nürnberg. Es gab hier außer den städtischen Lateinschulen viele private Schreib- und Rechenmeister. Diese hatten keine besondere Ausbildung, wurden aber vom Rat überwacht. Einer davon war Johann Neudörfer, ein Schild am Haus Burgstraße 16 erinnert noch heute an den bekanntesten Schreib- und Rechenmeister, der die Schrift unter die Vier Apostel von Albrecht Dürer setzen durfte.

Während in ganz Deutschland die allermeisten Menschen damals nicht lesen und schreiben konnten, ging die Nürnberger Bevölkerung zum großen Teil in eine recht gute und fortschrittliche Schule. Der Nürnberger Rechenmeister Ulrich Wagner hat das erste deutsche Rechenbuch herausgegeben (einige Blätter werden im Archiv aufbewahrt).

Beispiel für zwei Rechenaufgaben:

"Regel vom Hasen: Ein Haase läuft in den Wald. Der Hund springt ihm nach. Der Hase ist hundert Sprünge voraus. Wenn der Hase 12 Sprünge macht, macht der Hund 15. Nach wievielen Sprüngen erreicht der Hund den Hasen?"

"Kauft einer einen Sack Ingwer, der wiegt 2 1/2 Zentner und 21 Pfund. Und geht für den Sack ab drei Pfund. Kost ein Pfund 11 Schilling 5 Heller. Was kost der ganze Sack?"

(Quelle: Herbert Maas: Nürnberg - Geschichte und Geschichten)


Das erste deutsche Gymnasium

Luther hatte erkannt, dass die Verbreitung neuen Geistes nicht von alten Klosterschulen ausgehen sollte, sondern von privaten Schulen. Der Nürnberger Ratsherr Paumgartner beauftragte Luthers Freund Philipp Melanchthon, der in Wittenberg studiert und beste Beziehungen zu den Wegbereitern der Reformation hatte, in Nürnberg eine neue Schule zu gründen. Melanchthon, "der Lehrer Deutschlands" genannt, sollte sie leiten. Er kam jedoch nur zur Gründungsfeier in die Stadt, er wollte Wittenberg nicht verlassen.

Das erste, im evanglischen Geist gegründete Gymnasium, wurde im Egidienkloster untergebracht. Am Egidienplatz steht heute das Melanchthon-Denkmal.

Eigentlich bedeutet Gymnasium im Griechischen "Turnhalle" später "Bildungsstätte überhaupt". Körperliche Ertüchtigung wurde allerdings hier nicht betrieben. Das Griechische Wort Gymnasium (früher lat. Schola = Schule) sollte bedeuten, dass man das Griechische neben dem Lateinischen sehr wichtig nahm.

Die Lehranstalt hatte nicht besonders viel Zulauf, weil die praktischen Nürnberger ihre Ausbildung mehr auf das kaufmännische und beruflich-praktische verlegten. Deshalb wurde wurde die Egidienschule 1575 als einfache Trivialschule (=Hauptschule) weitergeführt und das Gymnasium in die ländliche Stille nach Altdorf verlegt, wo die Ablenkung für die Schüler nicht so groß war. Im 19. Jahrhundert kam die große humanistische Erneuerung und das "Melanchthon-Gymnasium" in Nürnberg wurde neu gegründet und war bald zu klein. 1911 wurde es in die Sulzbacher Straße verlegt und feierte 1976 sein 450-jähriges Gründungsjubiläum.

Die Egidienschule in Altdorf wurde 1578 zur Akademie (Studienstätte) und 1622 durch kaiserliches Privileg zur Universität erhoben. Sie wurde im Gegensatz zu den meisten deutschen Universitäten eine von einer Reichsstadt (Nürnberg) unterhaltene Hochschule.

1743, nach dem Dreißigjährigen Krieg, wurde die Hochschule von der 1743 gegründeten markgräflichen Universität in Erlangen überflügelt. Als Nürnberg zu Bayern kam (1806) wurde Altdorf mit dem Hinweis auf die Erlanger Hochschule aufgelöst. Bibliothek und Universitätsarchiv wurden dorthin geschafft. Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg basiert also auch auf die alte reichsstädtische Hochschule in Altdorf.

Der berühmteste und berüchtigste Student der Altdorfer Akademie war der spätere Feldherr des Dreißigjährigen Krieges Wallenstein.

 

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